fast täglich machen meine frau und ich am frühen abend einen zweiten spaziergang in die stadt.
wir werfen dann am briefkasten an der ehemaligen synagoge kurz vor dessen leerung noch
die post des tages ein – CDs und schallplatten (45er), die ich via
ebay verkauft habe.
unser heimweg führt uns an der evangelischen kirche vorbei über die mauerwiese zur kinzigbrücke; dorthin, wo der elmbach (von links kommend) in die kinzig mündet.
die kinzig in schlüchtern ist im vergleich zur nachbarstadt steinau sehr fischarm, trotzdem halten wir jedesmal für einen moment inne und schauen über das brückengeländer nach unten, ob wir etwas interessantes entdecken können.
heute gab es erstmals in diesem jahr diese blauen libellen zu sehen,
deren namen ich mir vor jahren notiert und dann vergessen habe.
deshalb habe ich eben nochmal nachgeschaut: es sind blauflügel-prachtlibellen.
während wir uns über ihren anblick freuten, tauchte von unter der brücke eine entenmama mit ihren acht kindern auf, die stromaufwärts schwammen. die kinzig hat hier, bedingt durch viele grosse steine, wildwassercharakter. die kleinen hatten ganz schön zu tun, um die stromschnellen zu meistern, aber sie schafften sie alle ohne probleme.
einen pfeilschnellen vogel knapp über dem wasser, den ich erst für
eine schwalbe hielt, erkannten wir kurz darauf als einen eisvogel.
blau wie der himmel leuchteten seine flügel in der abendsonne.
auch er war stromaufwärts unterwegs.
ich erinnere mich an einen kürzlich gelesenen artikel in einer älteren ausgabe des englischen
magazins „literary review“, in dem ein offensichtlich ahnungsloser
tatsächlich eisvogel als „icebird“ übersetzte.
als direkte übersetzung mag das ja richtig sein,
aber der schöne englische name dieses vogels ist kingfisher.
das sollte man eigentlich wissen oder wenigstens nachschauen.
es war schön, diese momente auf der brücke erleben zu können.
sie hinterlassen tief im inneren eine bleibende erinnerung daran
und ein gefühl von glück.